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Ich musste noch nicht mal aufsehen, um zu wissen, wer gerade das Abteil betreten hatte. "Potter." antwortete ich und verzog dabei kaum merklich den Mund, als er sich mir gegenüber fallen ließ. "Ein wenig stressig, wie immer." Ich nahm meine Brille von der Nase und schloss die Augen, während ich mir die Schläfen massierte und auf die Frage aller Fragen wartete. Und natürlich kam sie auch.
Ich schlug die Augen wieder auf und musterte einen Moment lang mein Gegenüber. "Samstag? Oh nein, leider kann ich da nicht, sorry.", erwiderte ich mit gespieltem Bedauern in der Stimme und einem leisen Seufzen auf den Lippen. Potter würde sich vermutlich niemals ändern.

Ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie oft sie dieses Gespräch schon geführt hatten, so oft war das schon passiert. Mein Blick glitt zum Fenster und ich runzelte nachdenklich die Stirn. "Vergiss es, Potter.", sagte ich also ruhig und zuckte mit den Schultern, als mein Blick wieder zu meinem Gegenüber glitt.
"Oh, ich kann so einiges.", meinte ich unheilvoll und lachte leise. Für einem Moment lag mein Blick auf dem Ravenclaw und ich runzelte die Stirn, während ich meinen Blick wieder dem Fenster und der vorbeifliegenden Landschaft widmete. "Ich frage mich, wie lange du das noch durchziehen willst... ich hatte gehofft, du wirst langsam erwachsen."

Ich ließ meinen Blick keine Sekunde von der Landschaft weg gleiten, tat einfach so, als würde ich Jace nicht zuhören. Ich tat gerne so, als wäre es mir egal, als wäre ich immun dagegen und es würde einfach an mir abprallen, aber tat es nicht. Ich hatte mich so daran gewöhnt, dass ich froh darüber war, dass er nicht "erwachsen" geworden war und mich endlich in Ruhe ließ. Mittlerweile hatte ich meinen Gefallen daran gefunden, es gehört zu meinem Alltag dazu.
Was mir jedoch nicht gefiel, war, wenn er sich mit anderen Mädchen unterhielt - auch wenn ich es nie zugeben würde. Eigentlich war es mir auch egal, aber eigentlich auch nicht...
Für einen Bruchteil einer Sekunde löste ich tatsächlich meinen Blick und sah Jace an, schob meine Brille wieder zurecht und schnalzte dann mit der Zunge. "Du fängst schon an, zu fantasieren, Potter.", entgegnete ich trocken. "Schlag dir diesen Wahnsinn ein für allemal aus dem Kopf. Ich werde nie mit dir ausgehen. Und wir werden auch nie eine Beziehung führen."

Beinahe hätte ich gelacht... aber nur beinahe. Wieder wandte ich ihm meinen Blick zu, dieses Mal lag er nur länger auf ihm. Manchmal fragte ich mich, wieso ich nicht einfach nachgab und ihm das eine Date schenkte, nah dem er so bettelte. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich Angst hatte, was passieren würde... ob ich ihn dann immer noch abweisen können würde.
Mit einem schwachen Seufzen und fast schon traurigen Lächeln wandte ich meinen Blick wieder ab. "Und genau darin liegt dein Problem, Potter.", begann ich sachlich. "Dir geht es doch nur um die Jagd..." Meine Stimme war nur ein Flüstern und doch war ich mir sicher, dass er mich klar und deutlich verstanden hatte.

Während Jace sprach, richtete ich meinen Blick auf meine Schuhspitzen. Vor allem, um zu verbergen, dass sich meine Wangen leicht rosa färbten. Auch wenn ich ein Augenrollen nicht unterdrücken konnte, als er meinte, ich wäre eine Siegestrophäe, war alles, was er sagte, irgendwie süß. Und er traf genau ins Schwarze, was mich irgendwie nervte. Wieso Potter? Wieso?
Bisher hatte es mich noch nie interessiert. Ich hatte mir noch nie Gedanken über Gefühle, Beziehungen und Liebe gemacht, dafür war ich immer viel zu beschäftigt gewesen. War ich im Prinzip auch, aber dennoch drängten sich mir die Gedanken immer wieder auf. Und immer wieder tauchte Potter in meinen Gedanken auf. Wie ein nerviger Virus, den ich nicht vertreiben konnte.
Das eigentliche Problem war jedoch, dass ich verdammt nochmal Angst hatte. Angst davor, dass Jace es vielleicht doch nicht ernst meinen könnte. Angst davor, dass es nicht klappen könnte. Angst davor, mir Gefühle einzugestehen. Wobei ich mir zuerst klar werden musste, was ich eigentlich fühlte, bevor ich mir irgendwas eingestehen konnte.
"Süß.", kommentierte ich und blickte endlich wieder auf, um Potters natürlich eingemeißeltes Siegerlächeln zu sehen, das ich ihm so gerne aus dem Gesicht wischen würde. "Ich wusste gar nicht, dass wir im Kindergarten sind. Es ist doch vollkommen irrelevant, ob ich dich mag oder nicht. Ich weiß ja nicht, aber du kannst viel reden, wenn der Tag lang ist, Potter. Woher weiß ich denn, dass du das nicht jeder zweiten auf die Nase bindest? Hm?" Natürlich hoffte ich, dass dem nicht so war. Ja, eigentlich wollte ich seinen Worten Glauben schenken, doch irgendwas hielt mich davon ab. Jedoch konnte ich ihn auch nicht ganz von mir stoßen. Es war ein merkwürdiger Grad zwischen Verstand und Wahnsinn. "Außerdem, wenn du unbedingt darauf bestehst, kann ich dir auch Beck auf den Hals hetzen... jetzt sofort, wenn du magst." Und ohne es bewusst wahrzunehmen, erwiderte ich sein Lächeln, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich zurück.

"Eklig schnulzig, ja.", erwiderte ich und zog dabei die Nase kraus, verschränkte dann die Arme vor der Brust und sah Jace direkt ins Gesicht.
"Ja, vielleicht komm ich ja wirklich aus dem Mittelalter. Was nützen all die schönen Worte, wenn nichts dahinter steht? Ich möchte niemand, der schöne Worte für mich dichtet, sondern einen Drachen für mich erlegt.", meinte ich todernst und zog eine Augenbraue hoch. Als er von seinen Ex-Freundinnen anfing, schüttelte ich nur lachend den Kopf. "Ist mir doch egal, was du diesen ganzen Hühnern erzählt hast... ich frag mich nur, wieso du dir so sicher bist, dass ich die Richtige sein soll. Was macht dich so sicher, Potter?"
Die Frage war ernster gemeint, als sie vielleicht klang. Ich fragte mich tatsächlich, was Jace an mir fand. Warum er mich nicht in Ruhe ließ. Und jedes Mal, wenn ich vor dem Spiegel stand und mich musterte, fielen mir so viele andere Mädchen ein, die besser aussahen wie ich. Oder besser sahen als ich. Es war doch zum heulen, dass ich trotz Vampirgenen eine Brille tragen musste. Das war so,... na ja, egal.
Ich erhob mich, die Hand lag an der Tür und ich drehte mich wieder zu Jace um. "Gib mir fünf Minuten.", sagte ich ihm drohenden Ton und war im Begriff, die Tür zu öffnen.