cf: Sprung // London

Ich war besonders stolz auf mich, dass ich es dieses Jahr tatsächlich geschafft hatte, wirklich früher am Gleis zu sein und somit die Chance hatte, mir und meiner besten Freundin eines der besten Abteile zu reservieren.
"SHE LOOKS SO PERFECT STANDING THERE IN MY AMERICAN APPEREAL UNDERWEAR-", sang ich lauthals und schief, als ich die Abteiltür aufriss und mich zu Esther umdrehte, ein ziemlich breites Grinsen auf den Lippen. "M'lady.", meinte ich übertrieben höflich und verbeugte mich vor ihr.

Die vereinzelten Schüler, die sich schon im Zug aufhielten, erschraken bei meiner Gesangseinlage, die doch ein wenig zu laut gewesen war, und warfen mir schräge Blicke zu, doch das störte mich schon lange nicht mehr. "Autogramme gibt es später!", rief ich den Mädchen zu und brach in schallendes Gelächter aus, als sie sich augenverdrehend abwandten. Also wandte ich mich wieder meiner besten Freundin zu, die sowieso das beste Mädchen von allen war und die ich sogar ohne zu Zögern heiraten würde, auch wenn ich eigentlich auf Kerle stand. "Oh darling, das lässt sich ändern!" Ohne zu Zögern griff ich an den Gürtel und nestelte daran herum, ließ dann aber lachend die Arme wieder sinken.
Statt mich zu entblößen, folgte ich Esther ins Abteil und hievte erst einmal die Koffer auf die Gepäckablage, ehe ich mich wieder umdrehte. "Himmel, ich glaube, so früh war ich noch nie hier. Woah, so leer war der Zug noch nie!"

Esther schaffte es gerade noch so ihren Koffer auf die Gepäckablage zu hieven bevor sie lachend auf ihren Sitz fiel. "Du bist so unfassbar bescheuert.", stellte sie fest, "Und du weißt, dass ich so ca. 0 Probleme damit hab dich nackt zu sehen. Aber ich glaube, dass die Mädchen draußen vor der Glastür dann noch verstörter wären." Die Higgins liebte ihre Freundschaft mit Angus, einfach weil sie schon so unfassbar lange wehrte, so ehrlich war und so vertraut. Bei ihm hatte sie ehrlich gesagt auch keinerlei Hemmungen und sie war froh darüber sich sicher zu sein, dass keiner von Beiden romantische Gefühle für den Anderen hegte.
"Doch, so leer ist der Zug jedes Mal wenn ich mich in die Schlacht um ein freies Abteil begebe weil ein gewisser Herr Snow der Meinung ist er könne divenhaft in letzter Minute aufkreuzen.", erklärte sie frech grinsend und streckte ihm die Zunge heraus.

Ich zog einen Schmollmund und sah Esther einen Moment lang mit entsetztem Blick an, doch lange hielt ich nicht durch, bis ich wieder in Gelächter ausbrach. "Und du bist trotzdem noch nicht davon gelaufen, also schein ich doch irgendwas richtig zu machen.", sagte ich und zwinkerte, sah dann zu der Glastür und zuckte mit den Schultern. "Na, wenn das so ist...", murmelte ich und zog mir mein Shirt über den Kopf, wippte dann mit den Augenbrauen. Es war mir einfach nur egal, was die anderen dachten. Ich scherte ich nicht darum.
"Tatsächlich?", fragte ich und ließ mich auf der Bank Esther gegenüber nieder, streckte mich der vollen Länge nach aus und belegte so alle Sitzplätze. "Tja, wenn das so ist, dann bist du wohl mein schwuler bester Freund, weil jede Diva einen schwulen besten Freund hat.", kommentierte ich und ging nicht weiter darauf ein, dass ich eine ziemliche Schlafmütze war.

Esther schüttelte nur amüsiert grinsend den Kopf, lehnte sich mit dem Rücken an die Fensterwand und streckte die Beine über den Sitz neben ihr aus. "Immerhin kenne ich dich mein ganzes Leben lang, da ist es recht schwer davon zu laufen. Außerdem sind unsere Eltern beste Freunde.", antwortete sie und zuckte dabei leicht mit den Schultern.
"Gehe ich recht in der Annahme, dass von mir nun im Gegenzug erwartet wird, dass auch ich mein Oberteil ablege?", fragte sie gespielt intellektuell und setzte ihre imaginäre Brille auf. Eigentlich könnte sie auch ihre echte Brille aufsetzen, aber die war irgendwo in den Tiefen ihres Rucksacks.
Esther richtete schmunzelnd das Tuch auf ihrem Kopf und sah zu ihrem besten Freund hinüber. "Ich bin liebend gern dein schwuler bester Freund, Darling."

"Unsere Eltern sind Schuld. So wie immer.", stellte ich lachend fest. Doch irgendwie war ich froh, dass meine Mum sich so gut mit Ryan verstand - ebenso wie ich ich mit Esther verstand. Viele Lehrer von damals hatten uns schon im ersten Jahr gesagt, dass wir sie an unsere Eltern erinnerten.... eine echte Higgins-Snow-Freundschaft eben. "Wären wir uns in Hogwarts das erste Mal über den Weg gelaufen, hätten wir uns bestimmt gehasst. Oder so.", prophezeite ich und ließ dann meinen Blick über Esther wandern.
Ich zuckte schließlich die Schultern und sah ihr dabei ins Gesicht. "Mir doch egal. Nichts, was ich nicht schon gesehen habe, also... hm.", antwortete ich und tippte mir gegen die Schläfe, gähnte dann herzhaft und streckte mich. Himmel, ich war sooo müde.
"Wunderbar Darling. Tja, da wir eh die besten sind, kann uns eh niemand überbieten. True Story."

"Quatsch. Du wärst mir vielleicht ein wenig auf den Sack gegangen, aber früher oder später hätte ich deinem unfassbaren Charme eh nicht widerstehen können.", widerlegte sie seine Aussage schmunzelnd und zwinkerte ihm zu. Ihrer Meinung nach konnte man Angus gar nicht hassen. Er war viel zu liebenswert und humorvoll dafür. "Soll das etwa heißen meine Brüste wären nichts Aufregendes? Na schönen Dank auch.", gespielt beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust ehe sie wieder zu lachen anfing.
Letztendlich entledigte sie sich allerdings nur ihres BHs, da sie BHs im Allgemeinen einfach schrecklich unbequem fand. Oberteil und Strickjacke ließ sie jedoch an. Der BH landete in hohem Bogen auf Angus' Gesicht. "Die Allerbesten.", stimmte sie ihm zu.

"Das ist lieb... aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht, ob ich dich dann wirklich gemocht hätte.", meinte ich mit einem provozierenden Grinsen. Natürlich war das eine glatte Lüge. Ich hätte Esther in jedem Fall gemocht und hätte vermutlich alles dafür getan, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ja, vermutlich wäre ich ihr auf den Sack gegangen. Und vielleicht hätte ich mich sogar in sie verliebt, wenn ich nicht das andere Geschlecht bevorzugen würde.
"Deine Brüste sind wunderschön, Cherie, ich hab noch nie schönere gesehen. Ich will nur nicht, dass jedes Arschloch, dass hier im Zug rum rennt, einen Blick drauf werfen darf, dass behalte ich mir als besonderes recht vor.", widersprach und lachte laut auf, als ich plötzlich ihren BH im Gesicht hatte. Und genau deshalb liebte ich Esther so sehr. Ich nahm den BH aus meinem Gesicht und legte ihn sicher neben mir auf der Sitzbank ab. "Für immer."

"Du hättest mir zu Füßen gelegen und mir jeden Wunsch von den Lippen abgelesen, Schätzchen. Denn ich bin deine Queen.", entgegnete sie mit einem gespielt arroganten Lächeln auf den Lippen und warf ihre Haare nach hinten. Bei dem Gedanken daran hätte sie am liebsten laut losgelacht. Sie war nie eines dieser typischen beliebten Mädchen gewesen, aber dennoch gab es lustigerweise die ein oder anderen Schülerinnen die sie zu bewundern schienen. Esther verfügte einfach über eine natürliche Selbstsicherheit und Unabhängigkeit, die viele vermutlich gerne ebenfalls hätten.
"Jetzt ist natürlich die Frage, ob du überhaupt je Andere gesehen hast.", neckte sie ihn, "Aber, das ist wirklich sehr ehrenvoll von dir. Besitzansprüche stellen und so. Wunderbar." Die Slytherin stimmte in das Gelächter ihres besten Freundes mit ein. Verdammt, sie liebte diesen Kerl einfach viel zu sehr. "Bis zur Unendlichkeit, und noch viel weiter!", stimmte sie seiner Aussage zu und reckte dabei, noch immer ein wenig lachend, die Faust in die Luft.

"Und wer von uns beiden ist hier nochmal die Diva?", erkundigte ich mich amüsiert, wusste jedoch, dass meine beste Freundin in allem Recht behielt, was sie sagte. So wie immer eigentlich. Und so wie immer wagte ich es nicht, wirklich zu widersprechen. Vielleicht war auch das der Grund, wieso wir nie stritten.
"Tze!", machte ich gespielt ein geschnappt uns setzte mich auf. "Was sind das denn für Unterstellungen hier!" Jedoch begann ich zu lachen und pustete mir dabei eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Hast du etwa Eva vergessen?", erinnerte ich sie an meine erste und bisher einzige feste Freundin. Die Beziehung war eine reinste Katastrophe gewesen und hatte deshalb auch nicht lange gehalten. Als ich ihr jedoch nach unserem ersten Mal erklärt hatte, dass ich vermutlich schwul war, war sie ziemlich sauer gewesen. Und ihre Freundinnen auch. Seitdem töteten sie mich regelrecht mit ihren Blicken auf den Gängen. "Du kennst mich doch. Jeder, der deine Brüste sehen will, muss sich vorher eine Erlaubnis von mir einholen. So läuft der Hase."
Ich ließ mich wieder nach hinten fallen und stieß ein Lachen aus. Himmel ja, Esther war wohl das einzige Mädchen, das ich nicht vergraulen konnte. Und darüber war ich wirklich froh, weil ich ohne sie dem Untergang geweiht war. "Ähh... mir fällt keine Steigerung mehr ein, du hast gewonnen."

"Immer noch du.", entgegnete sie mit einem leichten Schulterzucken und grinste ihren besten Freund an. Bei dem Gedanken an Eva spannte sich ihr Kiefer ein wenig an. Esther hasste dieses Mädchen regelrecht, weil sie ihre ganzen Freundinnen gegen Angus aufgehetzt hatte und generell einfach eine ziemlich blöde Kuh war. "Nein, die habe ich erfolgreich verdrängt.", antwortete sie. Miststück.
Die Slytherin sah es nicht gerne wenn man ihre Freunde unrecht behandelte. Vor allem bei Angus war sie da sehr überempfindlich. "Und da du hier von uns Beiden vermutlich die meiste Ahnung von süßen Typen hast, werde ich mit den Kerlen auch immer zu dir kommen.", versprach sie. Esther machte sich nicht viel aus Sexualität, ihr war der ganze Geschlechterkram und sowas ziemlich egal. Solange sie sich zu der Person hingezogen fühlte, konnte sie von ihr aus auch ein lila-gelb-karierter Regenbogenmarsianer sein.
"Sieg, dein Name ist Plankton!", rief sie lachend, erhob sich von ihrem Sitz und ließ sich auf Angus fallen.

Demonstrativ schmollend verschränkte ich die Arme vor der Brust und blickte aus dem Fenster, damit Esther mein breites Grinsen nicht erkennen konnte. Ich konnte einfach nie ernst bleiben, bei Merlin. Jedoch zog ich das nur solange durch, bis ich Esthers Tonfall hörte. Ich zog die Augenbrauen zusammen und sah wieder zu Esther, entschied mich aber dazu, zu dem Thema Eva nichts weiter beizutragen. Es war besser, wenn wir sie einfach totschwiegen.
"Korrekt.", bestätigte ich lachend und wackelte mit den Augenbrauen. "Auch wenn ich nicht so der Typ für Frauengespräche bin, dafür solltest du dir echt mal 'ne beste Freundin suchen.", beschwerte ich mich, lachte jedoch wieder. Eigentlich war Esther ja auch keins dieser Mädchen und das liebte ich an ihr. Und ganz eigentlich hatte ich auch kein Problem damit, solche Gespräche zu führen. Nur hatte so wenig beziehungsweise scheiß Erfahrungen in Sachen Liebe, dass ich keine wirklichen Ratschläge geben konnte.
"WOAH, du zerquetscht mich!", schrie ich aus, legte dann jedoch meine Arme um Esther, als sie sich auf mich fallen ließ, wuschelte ihr dann durch die Haare und begann zu lachen.

"Aber du bist doch meine beste Freundin, Angela.", schmollte sie. Aber wer brauchte auch eine beste Freundin wenn man Angus hatte? Generell, Esther kam schon immer viel besser mit dem männlichen Geschlecht klar, weshalb auch immer. Vermutlich weil sie selbst einfach unfassbar unkompliziert war und die meisten Mädchen ihr zu kompliziert waren.
"Hast du mich grade fett genannt?!", rief sie gespielt ernst, schaffte es jedoch nicht lange ohne in lautes Lachen zu verfallen. Als er ihr durch die Haare wuschelte, pikste sie ihn grinsend in den Bauch. Jeder der nun am Abteil der Beiden vorbeiging dachte wahrscheinlich irgendwelche skurrilen Dinge wenn er sie hier so liegen sah, aber Esher juckte das nicht.