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Ich schulterte meinen Rucksack, den ich an einem Träger über der Schulter trug, neu und ließ meinen Blick über den scharlachroten Hogwartsexpress wandern. Wir waren schon vor einer Weile angekommen und meine Geschwister hatten sich irgendwie in sämtliche Himmelsrichtungen zerstreut. Aber das machte mir nichts, ich war einfach in der Menge stehen geblieben und hatte mich umgesehen.
Mein Blick blieb an ein paar Erstklässlern hängen, die mit einem pechschwarzen Raben im Käfig an mir vorbeigingen und dabei laut lachten. Ich sah den Jungs kurz mit einem leichten Lächeln nach, auch wenn mich Raben immer an das Kinderheim in Irland erinnerten. Ich hatte immer zugesehen, wenn sie sich am Waldrand um ein totes Tier stritten und dabei ein riesiges Gezeter veranstalteten. Mein Grinsen verzog sich zu einer halben Grimasse, dann drehte ich mich um als jemand zu mir trat. Mein Blick fiel auf meine Schwester und ich begann sofort fröhlich zu lächeln. "Wenn du Beck und Moose suchst, die sind schon im Zug, glaub ich.", sagte ich und nickte zum Hogwartsexpress hinüber.

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Wie nicht anders zu erwarten, hatte ich meine Geschwister nahezu sofort in der Menge verloren. Aber ich hatte schnell genug Gesellschaft bekommen, hier und da Leute umarmt, Hände geschüttelt und meine Mitschüler begrüßt. Da wir mal wieder die ganzen Sommerferien auf Achse gewesen waren, hatte ich eigentlich niemanden meiner Freunde zu Gesicht bekommen, aber ich hatte mich nicht beschwert. Ein wenig Zeit mit der Familie, auch wenn es mal wieder ein wenig chaotisch gewesen war, war eben auch mal drin. Mit einer Traube aus Leuten, die mich von allen Seiten gleichzeitig bequatschten, war ich gerade auf dem Weg zum Zug, um ein freies Abteil für uns zu sichern als sich eine Hand um meinen Arm schloss und mich festhielt. Sofort blieb ich stehen und sah die Frau, die mich angehalten hatte mit einem fragenden Lächeln an. Mein Blick fiel auf ihre Tochter, ein Mädchen mit kurzen Haaren und auffallend hübschen Augen. "Sicher, kein Problem.", sagte ich und schenkte der Mutter ein beruhigendes Lächeln, bückte mich nach dem Gepäck ihrer Tochter und nickte kurz meinen Leuten zu, damit diese nicht auf mich warteten und schon mit meinen Sachen in den Zug stiegen. "Percy, hey.", stellte ich mich dem Mädchen vor und zwinkerte ihr zu.

Elisabeth küsste ihre Tochter zum Abschied und Minnie murmelte ein leises "Bis dann.", doch da war ihre Mutter auch schon in der Menge verschwunden. Na bravo. Kaum war sie für ein paar Minuten zurück, da schaffte ihre Mutter es auch schon wieder Aufmerksamkeit auf sie zu ziehen. Die Fünftklässlerin versuchte die fragenden Blicke von Percys Freunden zu ignorieren und sah mit einem unsicheren Lächeln zu ihrem Mitschüler auf.
"Minnie.", antwortete sie und griff nach ihrem Gepäck in seiner Hand, "Aber du brauchst das nicht tun. Ich pack das schon, meine Mutter ist nur etwas überfürsorglich." Was eine glatte Lüge war, denn eigentlich durfte sie wirklich nicht schwer heben. Doch sie wollte den Jungen nicht aufhalten, er schien beschäftigt gewesen zu sein.

Beth hatte die Hoffnung schon fast gänzlich aufgegeben und wollte sich gerade auf den Weg in den Zug machen, um da weiterzusuchen, als sie plötzlich eine vertraute Stimme hörte, die ihr ins Ohr raunte. Beth grinste, als sie spürte wie Beck seine Arme von hinten um sie schlang und ihr einen Kuss in den Nacken gab. "Na das Jahr fängt ja schon mal gut an", sagte sie und lachte, drehte sich dann um als er sie losließ. "Okay, du hast die Wahl: entweder wir suchen uns jetzt sofort gute Plätze oder wir stehen uns die Beine in den Bauch und enden dann in irgendeinem vollen, langweiligen Abteil, wo wir niemanden kennen." Mit ernster Miene hob die halbe Filipino die Augenbrauen und grinste dann wieder.

"Sie wird dich sicher nicht hängen lassen.", antwortete ich und schenkte Hitch ein Lächeln, bei dem sich je ein Grübchen in meiner Wange zeigte. "Ist dein Gepäck schon drinnen?", fragte ich dann und sah meiner Schwester zu wie sie ihr Handy herauskramte, vermutlich um ihre Freundin anzuschreiben. Ich hatte meinen Koffer noch nicht reingetragen, er stand noch genau da, wo ich ihn abgestellt hatte, als wir vor ein paar Minuten aufs Gleis gekommen waren. Genauso wie ich. Ich hatte mich seitdem nicht von der Stelle bewegt sondern einfach gewartet, ob mich jemand ansprechen würde. Mum und Dad hatten uns sowieso nur rausgelassen und waren direkt weitergefahren, vielbeschäftigt wie immer.

"Ach was, ich lasse keine Gelegenheit aus ein Gentleman zu sein.", sagte ich fröhlich und trat einen Schritt zurück als Minnie mir ihr Gepäck wieder abnehmen wollte. Sicher hatte es seine Gründe, wieso ihre Mutter jemand Fremden um Hilfe gefragt hatte, vielleicht hatte Minnie irgendeine Sportverletzung und durfte ihren Arm nicht überlasten oder so etwas in der Art. Mit Sportverletzungen kannte ich mich aus, ich hatte mir in meiner Karriere als Jäger schon so einiges zugezogen und wusste, wie nervig das war, bei den einfachsten Sachen andere um Hilfe zu bitten.
"Na los komm, ich beiß dich nicht. Suchen wir dir ein Abteil. Du bist neu hier oder?", fragte ich und musterte mein Gegenüber ziemlich direkt. Sie war hübsch, ziemlich hübsch, wie ich feststellte. Und konnte nicht viel jünger sein als ich. So jemand wie sie wäre mir definitiv aufgefallen. Ich hob wieder den Blick an und sah Minnie abwartend in die Augen.

"Mhh, ok.", murmelte Minnie und seufzte leise. Die Hände hatte sie wieder fest in die Ärmel ihrer Strickjacke gekrallt. Niemand hängt gerne mit Mädchen wie dir rum, Minnie. Mach dir gar nicht erst irgendwas vor. Er will nur höflich sein., redete sie sich selbst ein. Aber es war doch auch die Wahrheit, oder? Nach dem was sie bisher von diesem Percy wahrgenommen hatte schien er ziemlich beliebt zu sein und vermutlich auch ein ziemlicher Mädchenschwarm. Das konnte man ihm allerdings nicht verübeln, schließlich war er verdammt schön. Doch Kerle wie er gaben sich nicht mit unauffälligen, kurzhaarigen Mädchen ab die dazu sowieso nur eine Belastung waren weil sie jeden Moment ins Krankenhaus geliefert werden könnten.
Ihr entging nicht, wie er sie musterte, doch das ließ ihr Selbstbewusstsein eigentlich nur noch mehr schrumpfen. "Nein, ich hab nur ein Jahr aussetzen müssen. Gesundheit und so.", antwortete sie.

"Aw", sagte sie und schob ihre Unterlippe vor. "Also einerseits ist das traurig, andererseits schreit das definitiv nach dem größten Mist, den wir je gebaut haben." Beth hob die Augenbrauen und fuhr sich mit gespitzten Lippen durch die Haare. Auf sein Kompliment hin zuckte sie mit den Schultern. "Ein Zauberer verrät nie seine Tricks." Sie grinste und zwinkerte ihm zu. Beck war immerhin auch nicht gerade hässlich, aber das wusste er definitiv schon selbst. Immerhin flogen ihm die Herzen nur so zu, aber Beth war keineswegs je eifersüchtig gewesen. Beck war ihr bester Freund, aber wäre er das nicht.. dann wäre die Situation schon ganz anders.
Beth wollte ihren schwarzen Koffer mit den vielen Stickern und Pin-Ons von Bands drauf hinter sich her ziehen, aber die Aufgabe nahm ihr Beck ab. Sie ließ sich von Beck zur Treppe führen, die in den Zug führte. Auf sein Frage hin grinste sie wieder. "Ich nenne es eher, bewusstes eintauchen in die Menge damit sie mich nicht länger nerven."

tbc: 2. Abteil